Fabiano Wey an der Paracycling-WM in Kanada
Der letzte Anlass der Weltcupserie und die diesjährige Weltmeisterschaft des Paracyclings (Kategorien Handbike, Rennvelo, Tribike, Tandem) fanden dieses Jahr Anfang bis Mitte August in Québec und Baie-Comeau, Kanada statt. Auch vom Veloclub Sursee sind zwei Mitglieder nach Übersee gereist. Benno Frank aus Oberkirch, ehemaliger Sportlehrer an der Kantonsschule Sursee, wirkte als persönlicher Betreuer von Fabiano Wey aus Schenkon und berichtet von diesen zwei Anlässen.
Worldcup in Québec
Die Vorbereitungen auf das Zeitfahren (Donnerstag) und das Strassenrennen (Samstag) begannen in einer grossen Zeltstadt. Jedes Land hatte sein eigenes Zelt, vergleichbar mit den Boxen in der Formel 1. Hier wurden die Handbikes und Velos von Athleten und Mechanikern zusammengebaut und nach Probefahrten justiert, Getränke und Zwischenverpflegung bereitgestellt. Auch die Physiotherapeuten hatten alle Hände voll zu tun. Schnell merkte man: Die Paracycling-Familie ist eine tolle Truppe. Obwohl während der Rennen gegeneinander antritt, hilft man sich aus, wo man kann. Man nützt auch jede Gelegenheit, sich mit Fahrer andrer Nationen auszutauschen.
Zeitfahren/Strassenrennen
Die Rennfahrerinnen und Rennfahrer sind je nach Beeinträchtigung in verschiedene Kategorien eingeteilt. Diese Einteilungen werden sporadisch überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die Schweizer Delegation wartete durchwegs mit guten bis sehr guten Leistungen auf. «Mein Athlet», Fabiano Wey erkämpfte sich sowohl im Zeifahren wie auch im Strassenrennen jeweils den sechsten Rang. Im Weltcup reichte es ihm mit dem dritten Rang sogar zu einem Podestplatz.
Weltmeisterschaften in Baie-Comeau
Am Montagmorgen der zweiten Woche in Kanada ging es dem Sankt-Lorenz-Strom entlang weiter zum WM-Standort Baie-Comeau. Der Auftakt der WM verlief nach Mass: Im Zeitfahren gewann Handbikerin Sandra Stöckli Bronze, die Cyclerin Flurina Riglin holte Silber. Auch Fabiano Wey gelang eine sehr gute Leistung: Er pulverisiert seine Bestleistung auf dieser Strecke um fast drei Minuten und wurde Sechster. Schon an diesen ersten beiden Wettkampftagen zeichnete sich ab, dass Holland, Frankreich und Italien den Löwenanteil an Medaillen holen werden. Kein Wunder: Diese drei Nationen haben ganz andere Mittel zur Verfügung als die Schweiz.
Die letzten beiden Tage der Weltmeisterschaften waren den Strassenrennen gewidmet. Und auch hier blieb der Erfolg nicht aus: In der Kategorie Handbike sicherte sich Sandra Stöckli ihre zweite Bronzemedaille an dieser WM und der unverwüstliche Heinz Frei fuhr in einem spannenden Rennen auf Platz sechs. Zu guter Letzt sorgte Flurina Riglin für einen schönen Schlusspunkt: Sie wurde in ihrer Kategorie Dritte und sicherste sich die WM-Bronzemedaille.
Was als Erfahrung bleibt
Die Betreuung eines Para-Athleten öffnet einem die Augen aus unterschiedlichen Gründen. Eindrücklich in erster Linie ist das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Athleten untereinander. Ob Para- oder Tetraplegiker, Sehbehinderte, Prothesenträger, Rollstuhlfahrer aus andern medizinischen Gründen – die Athleten verbindet ein Gemeinschaftsgefühl untereinander in der Vorbereitung, vor und nach dem Wettkampf.
Erst in direktem Kontakt mit einem Athleten mit Behinderung wird einem bewusst, welche Hindernisse und Unannehmlichkeiten mit einer Behinderung verbunden sind: Nicht durchdachte Infrastruktur in öffentlichen Gebäuden und/oder auf Strassen und Gehwegen (Rollstuhlgängigskeit), fehlende Hilfestellung von nicht-behinderten Personen in verschiedenen Situationen und allgemein das Verständnis für Beeinträchtigte in Alltagssituationen. Die Behindertensportler tragen diese Einschränkungen mit bewundernswerter Ruhe, die auch uns «Fussgängern» in ähnlichen Situationen gut tun würde.
Bericht: Benno Frank
Fotos: Benno Frank (und andere)