Der Mont Ventoux ist für viele Radfahrer der Berg der Berge. Der Gigant der Provence schrieb gerade bei der Tour de France schon so manches Drama. An keinem anderen Ort wird der Radsport so gelebt und zelebriert wie da. Er ist für seine oft windigen Bedingungen berüchtigt. Nicht so war es an jenem Dienstagmorgen, als wir uns von Bédoin auf die 21 Kilometer auf 1910 Meter über Meer machten. Die Beine waren nahezu ideal und die Vorbereitung hätte nicht besser laufen können. Früh war klar, dass an diesem 11. Juni 2025 ein grosser Traum wahr werden würde. Während der Fahrt war aber ebenso klar, dass es schlussendlich ein Berg wie jeder andere ist. Es wäre wohl auch nicht so gut gewesen, wenn es gross bewusst geworden wäre, wo ich gerade bin. Auf den letzten fünf Kilometern in der Steinwüste mit steter Sicht auf das Observatorium gab es aber kein Entkommen mehr. Trotz grosser Hitze lief es mir mehrmals kalt den Rücken runter. Dazu kam bei der Steigung von bis zu 10% der Kampf gegen sich selbst, umgeben von Dutzenden von Radfahrern. Oben war die Genugtuung grenzenlos, die Sicht wegen den Bränden in Kanada leider nicht, aber das störte nur ganz weit weg. Emotional wurde es widererwarten nicht wirklich. Auch die Abfahrt nach Malaucène und die zehn Kilometer zurück nach Bédoin waren ein kleineres Problem als gedacht.
Wer aber nun gedacht hat, dass die nächsten Tage der Erholung gehörten, lag falsch. Schliesslich weiss man nicht, wann man das nächste Mal in diesem wunderschönen Gebiet ist. Nach 65 Kilometern am Mittwoch, waren es am Donnerstag fast 80 Kilometer bei 1300 Höhenmetern und 35 Grad Celsius. Noch nie bin ich mit dem Dreirad eine längere Tour gefahren.
Der wirkliche Auslöser dieses Plans war aber die Ansetzung des Rennens in Mejannes-le-Clap gut 80 Minuten von Bédoin entfernt. Nach den guten Erfahrungen aus 2024 wollte ich dahin zurück. Auch wenn die Konkurrenz mit vier Teilnehmern und nicht annähernd dem Niveau einer WM oder eines Weltcups gleicht, ist es immer schön einen Sieg einzufahren. Das gibt Energie, Motivation und Selbstvertrauen für alles was noch kommt. Die grosse Story der Woche war und ist aber die Fahrt auf den Mont Ventoux. Auf die Frage was einfacher war das Rennen zu gewinnen oder auf den Ventoux zu kommen, war die Antwort schnell klar. In diesem Fall war das Rennen definitiv die einfachere Aufgabe. Noch vor wenigen Jahren schien es für immer ein Traum zu bleiben. Nun ist er Tatsache und wird für immer unvergessen bleiben.
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an meinen Begleiter Benno Frank. Es war von A bis Z eine Traumwoche.
Bericht: Fabiano Wey
Bilder: Benno Frank